KVS - Kynologischer Verein für das Land Salzburg


Direkt zum Seiteninhalt

Wissen

Services

Abstammung des Hundes


Es ist allgemein bekannt, dass der Hund unser ältestes Haustier ist.Aber von welchem Wildtier stammt der Hund ab.
Früher hat man neben dem Wolf auch andere hundeartigen Raubtiere wie Schakal, Rotfuchs oder Kojote als Stammvater des Hundes in Betracht gezogen. Konrad Lorenz war überzeugt dass der Goldschakal der Stammvater der meisten Hunderassen, mit Ausnahme der nordischen Rassen sein müsse. Freilich sind Wolf, Schakal, Rotfuchs und Kojote auch so nahe miteinander verwandt, dass man sie als Unterarten einer Art bezeichnen könnte.

Durch Kreuzungsversuche mit Wölfen und Hunden sowie andere genetische Untersuchungen ist heute eindeutig nachgewiesen, dass der Vorfahr unserer Hunde der Wolf ist. Einflüsse von Goldschakal und Kojote (Kojote besonders bei den nordamerikanischen Indianerhunden) lassen sich aber nicht ganz ausschließen.
Außerdem war der Wolf wegen seiner besonderen sozialen Lebensweise, die der Lebensweise der Steinzeitmenschen sehr ähnlich ist und die ihn daher ausgesprochen befähigt, sich in ein Menschenrudel einzufügen, zur Domestikation besonders geeignet.

Unter den Tieren ist der Wolf eine Ausnahmeerscheinung.
Abgesehen vom Menschen hat kein Säugetier eine größere natürliche Verbreitung. Von der hohen Tundra im Norden bis in den Regenwald des Südens, im Hochgebirge wie in der Steppe, in den letzten Wildnisregionen unserer Erde wie auch in unmittelbarer Nachbarschaft zum Menschen — überall kommt er zurecht, als Großwildjäger oder Müllverwerter, als Einzelgänger ebenso gut wie im großen Rudel. Seine Anpassungsfähigkeit steht nur der des Menschen nach, hinsichtlich seiner innerartlichen Variation übertrifft er diesen sogar. Es gib rein weiße und völlig schwarze Wölfe, rotbraune und eben auch graue wie bei uns in Europa. Es gibt Wölfe, die ausgewachsen keine 20 kg wiegen und andere, weiter nördlich, die viermal so schwer sind.
In der Tat, kein Tier steht in Bezug auf Ernährungs- und Lebensweise dem Menschen näher. Wie einst unsere steinzeitlichen Vorfahren ist der Wolf ein opportunistischer Jäger. Er lebt wie diese bevorzugt in der Großfamilie mit mehreren Generationen zusammen. Und ebenso verteidigt er auch sein Revier gegen fremde Eindringlinge.

Darüber hinaus ist die Körpersprache des Wolfs relativ umfangreich. Der Mensch war in der Lage diese Zeichen gut zu verstehen. Bezeichnend ist, dass Primaten und Wölfe für die jeweiligen Gefühlsäußerungen die selben Muskeln gebrauchen.
Mensch und Wolf sind beide tagaktiv. Wichtig für die Domestikation des Wolfes war wahrscheinlich sein Spielverhalten. Es ist bei Wölfen stark ausgeprägt. Die Beziehung zwischen Mensch und "Wolfs-Hund" entwickelte sich also spielerisch durch unwillkürlichen Körperkontakt.

Für den Wolf sprach vielleicht auch seine Sauberkeit. Alle Hundeartigen sind stubenrein, das heißt sie beschmutzen ihr eigenes Zuhause nicht. Das gemeinsame Lager von Mensch und Tier wurde so sauber gehalten.
Wann aber kam es nun zur Haustierwerdung des Wolfes?

Schon in ca. 150.000 Jahren alten Funden wurden Wolfsknochen im Zusammenhang mit menschlichen Knochen gefunden. Wölfe und Menschen haben also über einen langen Zeitraum in der gleichen Umgebung und von den gleichen Beutetieren gelebt.
Die ältesten Gebeine, die eindeutig von Hunden stammen, finden sich in Ausgrabungen, die 14.000 Jahre alt sind. Durch Analyse der Veränderungen in der genetischen Struktur im Vergleich von Wolf zum Hund, kann man die beiden Arten voneinander unterscheiden. Je größer die Unterschiede sind, desto länger haben sich die beiden Tierarten getrennt voneinander entwickelt. Wichtigstes und sicherstes Merkmal sind die Größe des Schädels und die Stellung der Zähne. Die Domestikation geht immer mit einer Verkleinerung des Schädels einher. Dabei bleiben die Backenzähne anfangs noch gleich groß, dadurch kommt es zu einer Unordnung der Zähne.
Meldungen darüber, dass der Haushund schon seit 100.000 Jahren existiere, steht entgegen, dass es aus so langer Zeit (100.000 – 14.000) keine Funde von Hundeknochen gibt und es auch schwer vorstellbar ist, dass die altsteinzeitlichen Jäger eine gezähmte Wolfspopulation getrennt von frei lebenden Wölfen gezüchtet haben könnten.

Wie kam es zur Domestikation des Hundes?

Darüber wird seit jeher spekuliert, denn es sind dafür kaum Anhaltspunkte zu finden.Es wird vermutet, der Hund habe sich selbst domestiziert, d. h. Wölfe hätten sich den Jagdlagern der Steinzeitmenschen genähert und wären von diesen geduldet worden, da sie Bären und andere Räuber ferngehalten hätten. Der Vorteil für den Wolf lag in einem leicht erreichbaren Nahrungsangebot auf den Abfallhaufen der Menschen und als Nebeneffekt hielt er dadurch auch das Lager der Menschen sauber. Aus dieser anfänglichen Zweckgemeinschaft habe sich dann im Laufe der Zeit ein regelrechtes Miteinander entwickelt, von dem beide Teile ihren Nutzen hatten, ein Bündnis auf Gegenseitigkeit, wenn auch der dominantere von beiden damals schon feststand – der Mensch.

Wer hat den Hund domestiziert?

Lange Zeit wurde angenommen, dass der Mann als Jäger den Hund als Jagdgefährten domestiziert haben. Aber wie man heute weis kann nur ein ganz junger Wolfswelpe, der im Alter von höchstens 2 Wochen zu den Menschen kommt, genügend sozialisiert werden, um dann mit dem Menschen zusammenleben zu können (Versuch Trummler). Ein so junger Welpe benötigt aber dringend Milch, die zu einer Zeit als es noch keine anderen Haustiere gab, nur die Frauen zur Verfügung stellen konnten. Daher kann als sicher angesehen werden, dass die Frau den Wolfs-Hund in die Familie gebracht hat.

In manchen tropischen Gebieten bekommt jede Frau heute noch bei der Geburt eines Kindes einen Hundewelpen geschenkt, den sie oftmals neben dem Kind auch säugt. Der Hund übernimmt dafür die Hygieneaufgaben, indem er das Kind durch ablecken sauber hält.Bei den Aborigines Australiens dienen aufgezogene Dingos in kalten Nächten als Wärmekissen.Oft machen sich Hunde in der Dritten Welt als Vertilger von allerlei Ungeziefer, wie Ratten und Schlangen, sowie Aas und menschlichen Exkrementen nützlich.Außerdem beweisen viele Fundstellen, dass Hunde auch gegessen wurden. Alles Dinge die in einer menschlichen Gesellschaft mit streng getrennten Aufgabengebieten zwischen Mann und Frau im Interesse der Frauen lagen.Sicher bestanden aber schon früh emotionale Bindungen zu Hunden, wie man aus dem Vorhandensein jungsteinzeitlicher Hundegräber vermuten kann.
Zur Jagd sind die ersten Hunde hingegen kaum verwendet worden, das dürfte erst in einer höheren Kulturstufe erfolgt sein, etwa vor 7 – 8000 Jahren.

Hundehaltende Völker mögen im Überlebenskampf die Oberhand behalten haben, da der Hund sie schützte und als Jagdgehilfe ihre Ernährung sichern half. Zugleich lernten die hundehaltenden Völker möglicherweise dadurch erst den Umgang mit Tieren, die sie nicht mehr wie bisher als Jäger nur jagten und töteten, sondern als Nutztiere pflegen, domestizieren und züchten lernten. Der Hund kann also die Voraussetzung für den Aufschwung des Menschen vom Jäger und Sammler zum Ackerbauern und Viehzüchter gewesen sein.

Die ältesten Funde von Haushunden stammen aus Mittel- und Westeuropa. In Südwestasien findet man die ersten Reste in einem Alter von etwa 8.000 Jahren, in Nordeuropa von 7.000 Jahren. Etwa um die gleiche Zeit dürften sie in Nordamerika und Südostasien aufgetaucht sein. In Ägypten ist bereits vor 5.000 Jahren als erste Hunderasse eine Windhundeform mit Ringelschwanz aufgetreten.
Rassengruppen entstanden auf Grund ihrer Verwendung schon sehr früh: eine erste Unterscheidung erfolgte in jagdhundeartige, die zur Jagd eingesetzt wurden und in doggenartige, die als Hirtenhunde Verwendung fand. Erste Funde dafür gibt es aus der Jungsteinzeit. Später entstanden Wachhunde und auch schon Schoßhunde.

Durch die immer stärkere Einsetzung des Hundes für verschiedene und immer speziellere Bereiche entstanden immer mehr Rassen, die sich auf Grund ihres Erscheinungsbildes und ihrer Fähigkeiten, die man durch Zuchtauslese verstärkte unterschieden. Ziel der Zucht war es immer einen Hund zu bekommen der die geforderten Aufgaben bestmöglichst erfüllen kann, wie man an der großen Zahl von Jagdhundrassen sieht die zum Teil große Spezialisten sind.

Andererseits sind in verschiedenen Ländern auf Grund gleicher Anforderungen sehr ähnliche Rassen entstanden, Beispiel Hirtenhunde.Tatsache ist, dass der Hund die einzige Tierart ist, in der es so viele verschiedene Rassen und so viele verschiedene Erscheinungsbilder gibt, zwischen dem kleinsten Hund, dem Chihuahua mit ca. 2 kg oder noch kleiner, und dem größten Hund, dem Irish Wolfhound mit einer Schulterhöhe von 80 cm und mehr liegen ca. 350 anerkannte Hunderassen mit einer ungeheuren Bandbreite an verschieden Farben, Haararten, Kopfformen, Rutenformen, Ohrformen und Größe. Und Trotz allem ist jeder Hund vor allem eines, nämlich ein Hund, ein Nachfahre des Wolfes

Was hat sich durch die Domestikation vom Wolf zum Hund verändert:

Mit der Haustierwerdung gehen verschiedene Änderungen im Verhaltensrepertoire des Tieres einher. Im Vergleich zur Wildform, dem Wolf, kommt es zu einer Verhaltensdämpfung oder einem Wegfall von Verhaltensweisen. Dies macht das enge Zusammenleben mit dem Menschen erst möglich. Der Grad der Domestikation reicht von Primitivrassen bis zu Hochzuchtrassen, wobei sich die Primitivrassen (Basenij, nordische Schlittenhunde, japanische Rassen wie Shiba, etc.) eine gewisse Unabhängigkeit vom Menschen bewahrt haben, während die Hochzuchtrassen (Schäferhunde, Wachhunde,...) in wesentlich höherem Maße vom Menschen abhängig geworden sind. Erst das angeborene Fehlen vieler beim Wolf, festgelegter instinktiver Verhaltensweisen (z.B. die Fluchttendenz) macht den Hund zu dem anpassungsfähigen Begleiter des Menschen und unterscheidet ihn so wesentlich von seiner Wildform, dem Wolf. Dadurch hat der Hund aber auch einen Freiraum gewonnen: Ein Verhalten, das nicht genetisch fixiert, also angeboren ist, bietet ihm die Möglichkeit, es erst durch einen Lernprozess festzulegen und erlaubt ihm damit eine bessere Anpassung an eine sich wandelnde Umwelt. Darüber hinaus ist den Haustieren die Tendenz zu einer "Verjugendlichung" (Fetalisation) eigen.

Die Reifeprozesse verschiedener Verhaltensweisen des Hundes unterscheiden sich in Entwicklungsgeschwindigkeit und -endpunkt von denen der Wildform Wolf. Es gibt also Hunde, die in Bezug auf bestimmte Verhaltensweisen nie ganz erwachsen werden. Ein Beispiel: Junge Wölfe jagen Krähen auf freiem Feld hinterher. Schon nach einem fehlgeschlagenen Versuch geben sie, noch im Welpenalter, das Hinterherjagen ein für allemal auf. Der Energieaufwand wird nicht durch Beutefang belohnt, also werden die Krähen aus dem Beuteschema gestrichen. Hunde mit einen hohen Fetalisationsgrad laufen ihr ganzes Leben den Vögeln hinterher. Sie sind nicht etwa dümmer, ihnen macht das Rennen einfach Spaß und sie brauchen sich um ihre Energiebilanz keine Gedanken machen, weil sie sich voll und ganz in die Abhängigkeit des Menschen begeben haben.

Hunde und Wölfe sprechen heute auch verschiedene Sprachen, sodass eine Verständigung zwischen diesen 2 Arten wenn nicht unmöglich, so doch schwierig ist. Dies liegt einerseits daran, dass Wölfe in sehr hohem Maße Ohren und Rute in der Körpersprache einsetzen. Viele unserer Rassen haben Hängeohren statt Stehohren. Andere Rassen haben kupierte Ruten oder stark über dem Rücken geringelte Ruten, statt einer Hängerute und können so Ohren und Rute nicht mehr in einer für Wölfe verständlichen Sprache einsetzen. Wölfe heulen, worauf viele Hunde wenig oder gar nicht reagieren, Hunde wiederum bellen laut und ausdauernd, was wiederum die Wölfe nicht verstehen.

Es bleibt zu sagen, dass in vielen tausend Jahren der Mensch Erstaunliches aus dem Wolf gemacht hat: nützliche Haushunde mit tausend Formen und Fähigkeiten. Und alle sind sie schon im "Urhund" Wolf angelegt!


Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü